Vor 20 Jahren wurde „Independence Day“ zum Kassenknüller, Michael Schumacher wechselte zu Ferrari, in London gründete sich eine Band namens Coldplay und vier junge Männer aus Wien begannen unter dem Namen „Heinz“ Songs zu schreiben. Die Herren – heute nennen sie sich HEINZ AUS WIEN – hauen jetzt erneut auf die Pauke und veröffentlichen ihr neues Album „Grau in Grau in Stadt“. Wir haben Sänger Michi Gaissmaier zum Interview gebeten.
Ihr habt letztes Jahr euer 20-jähriges Bandjubiläum gefeiert – Herzlichen Glückwunsch dazu. Inwieweit hat sich die Band in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt?
Wir sind älter geworden, aber das ist der positive Part. (lacht) Als wir vor 20 Jahren begonnen haben, war nicht geplant, dass wir einmal eine Platte rausbringen oder gar einen Plattenvertrag bekommen. Wir haben alle immer in und um die Musikbranche herum gearbeitet. Wenn man in der Branche arbeitet und gleichzeitig eine Band hat, lernt man viel dazu. Ein Punkt, der vielleicht verabsäumt wurde, ist das Zulassen anderer Einflüsse. Das hatte aber mehr mit dem Unvermögen bei uns intern zu tun, weil man oft die bandinternen Meinungen akzeptierte, bevor man eine Diskussion oder einen Streit anfangen wollte. Das war ca. 10 Jahre lang so. (lacht) Danach hat sich die Situation ergeben, dass wir Rodney Hunter, einen guten Freund, gefragt haben, ob er unser Album produzieren möchte. Da er aus einer anderen Musikrichtung kommt, war es besonders reizvoll, mit ihm zu arbeiten. Dieser Aspekt war sicher aus musikalischer Sicht die stärkste Entwicklung und Änderung.
Ende Februar kommt das neue Album „Grau in Grau in Stadt“, bei dem ihr in der ersten Single ankündigt „Wir sind wieder da“. Was habt ihr denn in den letzten zwei Jahren gemacht?
Wir hatten ja auch andere Sachen zu tun, da gibt’s noch Kleinigkeiten wie Familie (lacht), der wir gerne Zeit geben müssen und wollen. Ende 2015 wurde nach den ganzen Vorbesprechungen mit der Produktion des neuen Albums begonnen. Wir sind dann zwei Wochen ins Studio gegangen, im Anschluss vergingen noch 4-5 Monate für den Feinschliff und Änderungen und dann war „Grau in Grau in Stadt“ auch schon fertig.
Ist die erste Singleauskopplung „Mach die Augen auf“ auch eine Anspielung auf die derzeitige politische Situation weltweit?
Wenn man es so verstehen will, kann man das machen. Generell geht es aber eher darum, wie viele Leute durch’s Leben spazieren und dass man auch ein bisschen auf das Rundherum schauen sollte. Natürlich passt die Thematik auch zur aktuellen Situation. Gerade hier in unserer heilen ersten Welt sollte man ein bisschen Verantwortung für andere zeigen. Nicht nur, wenn es um Flüchtlinge geht, sondern auch was unsere Mitbürger und das nähere und weitere Umfeld betrifft.
Wiener neigen unserer Erfahrung nach dazu, nicht mehr so leiwand zu sein, wenn es grau und schirch Wetter in der Stadt wird.
Die Single „Ich muss raus“ enthält auch den Albumtitel „Grau in Grau in Stadt“. Ihr hättet auch einen Auszug aus einer beliebigen anderen Nummer nehmen können. Warum genau dieser?
Auf dem Titel unseres 2005er-Albums „Wir sind immer noch in Wien“ wurde quasi die Situation des Lebens in der Stadt, in der wir wohnen, beschrieben. „Grau in Grau in Stadt“ soll auch ein bisschen eine Anspielung darauf sein, dass Wiener unserer Erfahrung nach dazu neigen, nicht mehr so leiwand zu sein, wenn es grau und schirch Wetter in der Stadt wird. Der Albumtitel wurde deshalb so gewählt, weil wir genau das seit Jahrzehnten so wahrnehmen und die Aussage auf Wien meistens so zutrifft.
Mit Wanda, Voodoo Jürgens oder dem Nino aus Wien ist jetzt oft die Sprache von der „Neuen Wiener Szene“. Welche Relevanz hat Wien als Dreh- und Angelpunkt für die österreichische Musikszene?
Wien ist zwangsweise sehr wichtig, weil einige der genannten Protagonisten vielleicht nicht in Wien aufgewachsen sind, aber dennoch einige Leute zum Studieren hierher kommen. Was aber nicht heißt, dass woanders nicht auch coole Szenen existieren und entstehen, wie in Graz, Linz oder Wels – da gab es früher immer sehr viele gute Sachen. Wien ist letztendlich der Schmelztiegel, wo sich die meisten treffen und deshalb spielt es diesbezüglich auch eine wichtige Rolle.
Im März spielt ihr ja auch im Innsbrucker Weekender, der leider zusperren muss. Ein Schicksal, das Konzertlocations immer öfter ereilt. Worin liegen deiner Meinung nach die Gründe, dass es immer schwieriger für Locations wird?
Wenn man die letzten 20 Jahre als Vergleich nimmt, ist das Problem glaube ich, dass mittlerweile alle bekannten oder halb-bekannten Künstler auch nach Österreich kommen. Es gibt sehr viele Konzerte, die auch teilweise sehr viel Geld kosten. Deshalb ist es vielleicht gerade für die kleinen Locations schwierig, ein Level zu schaffen, auf dem sie überleben können. Das betrifft aber auch junge österreichische Bands. Die Gagen-Situation, mit der sie konfrontiert werden, macht ein Überleben ebenfalls schwer, wenn man nicht gerade Wanda oder Bilderbuch heißt. Da geht es den Locations ähnlich wie den Künstlern. Schade jedenfalls – die Förderungssituation könnte auch besser sein, aber man muss sich da auch leider Gottes anpassen.
Die Gagen-Situation, mit der sie [junge Bands] konfrontiert werden, macht ein Überleben ebenfalls schwer, wenn man nicht gerade Wanda oder Bilderbuch heißt.
Michi, die Fans lieben Heinz aus Wien auch dafür, dass du bei euren Konzerten immer Schmäh führst und das Konzert mit lustigen Gags begleitest. Was erwartet die Fans bei eurer kommenden Tour?
In erster Linie werden wir natürlich schauen, dass wir die neuen Nummern in neuem musikalischen Gewand auch entsprechend umsetzen können. Was den Unterhaltungswert meines gesprochenen Wortes betrifft – das passiert immer spontan aus dem Bauch heraus und hängt davon ab, wie ich gerade drauf bin. (lacht) Für uns war immer wichtig, dass wir auf der Bühne authentisch wirken – und das sind wir auch.
TOUR
08.03.2017 Graz, PPC – INFO
09.03.2017 Innsbruck, Weekender – INFO
10.03.2017 Dornbirn, Conrad Sohm – INFO
11.03.2017 Linz, Auerhahn – INFO
15.03.2017 Salzburg, Rockhouse – INFO
16.03.2017 Wien, Grelle Forelle – INFO
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Homepage
http://www.heinzauswien.com
Dieses Interview erscheint zusätzlich in der März-Ausgabe des !Ticket-Magazins und entstand in musikalischer Zusammenarbeit mit selbigem.